Sie haben sich über Sketchnotes informiert und nun juckt es in den Fingern, die Technik beim nächsten Meeting auszuprobieren – aber Sie wissen noch nicht so recht, wie und wo anfangen?
Kein Problem: Um Ihnen über diese Hürde zu helfen, habe ich einige Tipps für Einsteiger zusammengestellt. Was Sie brauchen, wie Sie sich vorbereiten, und wie Sie erfolgreich Ihre ersten Sketchnotes anfertigen, erfahren Sie hier.
Ausrüstung
Das Wort „Ausrüstung“ klingt, als müssten Sie jetzt einen Großeinkauf machen. Keine Sorge: Es reichen ein Notizbuch oder Blätter und ein Paar Stifte (zum Beispiel Fineliner oder sehr dünne Filzstifte). Welche genau, das hängt in erster Linie vom Zusammenspiel von Papier und Stift ab. Ein weiches Blatt saugt viel Tinte auf, da braucht es einen sehr dünnen Stift; ein glattes Papier verträgt eher eine dicke Linie. Und dann müssen Sie natürlich auch herausfinden, wie groß, wie klein, wie kritzelig Sie arbeiten, ob Sie mit einfachem oder kräftigem Strich rangehen …
Wenn Sie noch nicht wissen, was für Sie funktioniert, hier mein Ratschläge:
Das Notizbuch
- Die meisten Sketchnoter arbeiten auf Blankopapier. Hier kann man sich nach Herzenslust austoben, ohne sich bei der Seitenaufteilung und der Gestaltung einzelner Elemente nach Linien oder Karos zu richten.
- Als Büchlein für Sketchnotes eignet sich DIN A 4. Das ist groß genug, um Sie bequem darin zu zeichnen.
- Müssen Sie auf den Knien schreiben, sind Notizbücher mit einem festen Einband besonders praktisch, da findet der Stift Rückhalt. Oder haben Sie noch ein gutes, altes Klemmbrett? Na bitte!
Der Stift
- Setzen Sie auf etwas Dauerhaftes: Ein Bleistift ist super, läuft aber immer Gefahr zu verschmieren. Ein schwarzer Fineliner oder Tintenroller mit dünner Spitze dagegen ist beständig.
- Ein grauer Filzstift ist praktisch, um schnelle Schattierungen zu machen. Wenn Sie gerade erst einsteigen, geht aber auch grün.
- Sie brauchen kein Tippex! Fehler sind erlaubt und gehören dazu, Sketchnotes sollen keine Kunstwerke werden. Sie sind (nur) für uns, erleichtern das Zuhören und unterstützen uns beim Lernen.
Übung macht den Meister
Sie hätten Lust, sich ans Sketchnoten zu wagen, aber der erste Versuch gleich vor allens Augen ist Ihnen zu gewagt? Probieren Sie es lieber in aller Ruhe zu Hause. Nutzen Sie einen schönen Vortrag und üben Sie ein wenig, online stehen zum Beispiel auf www.TED.com unzählige sehr interessante Vorträge zur Verfügung. Und setzen Sie sich beim nächsten Vortrag mal wieder in die letzte Reihe – da sind Sie ganz unbeobachtet.
Fällt Ihnen dann eine schöne Illustration ein, halten Sie sie zuerst ganz simpel fest. Skizzieren Sie grob Linien, Dreiecke, Rechtecke, Kreise . Weiter daran arbeiten können Sie in der nächsten Pause.
Zur Vorbereitung können Sie auch schon ein wenig rumskribbeln, hier einige Vorschläge:
- Wolken, Rahmen, Sprechblasen, Sterne, Banner, Etiketten, Fenster und alles andere, in das man hinein schreiben kann.
- Objekte wie einfache Häuser, Bäume, Smartphone, Telefon, Computermaus, Bücher, Stift, Schere, Papier, allerhand anderes Alltägliches …
- Oder malen Sie die Logos aus Ihrem Handy ab – immer eine gute Übung!
Auf die Plätze, fertig…
Die Ausrüstung haben Sie parat, ein bisschen geübt auch schon, und gleich beginnt ein Vortrag. Bringen Sie sich in Position:
- Suchen Sie sich einen Sitzplatz mit guter Beleuchtung und gutem Blick auf den Redner und seine Präsentation. Am Besten sorgen Sie dafür, dass Ihnen niemand zusehen kann.
- Wenn noch Zeit ist, halten Sie schon die Eckdaten der Veranstaltung und des Vortrages fest. Redner, Datum, Ort – alles in eine schöne Box.
- Entwerfen Sie eine grobe Voreinteilung der Seite, markieren Sie mit kleinen Pünktchen und Spalten oder in „Einleitung“, „Hauptteil“ und „Schluss“ (siehe Punkt 13).
…los geht’s!
- Die meisten Redner geben zu Beginn des Vortrags einen kurzen Ausblick auf ihr Thema und die Gliederung. Wenn Sie sich damit vertraut machen, können Sie im Kopf schon einen ersten Entwurf für das Layout Ihrer Sketchnotes machen.
- Wichtig ist das Zuhören. Gerade am Anfang des Sketchnotings machen manche den Fehler, sich komplett auf die Visualisierung zu konzentrieren („Und jetzt hier noch einen schattierten Pfeil und ein Männchen …“). Beim Sketchnoten geht es primär darum, Inhalte aufzunehmen, zu verarbeiten und sofort zu visualisieren.
Wir planen keine Veröffentlichung, sondern eine feste Verankerung in unserem Gehirn. - Machen Sie nicht den Fehler, die Powerpoint abzuzeichnen. Erstens ist die Folie wahrscheinlich weg, bevor Sie fertig sind. Und zweitens sollten Sie eine eigene Visualisierung entwickeln, um sich die Inhalte besser einzuprägen.
- Nutzen Sie ruhige Phasen des Vortrags aus, um Ihre Notizen auszuarbeiten. Zum Beispiel, wenn der oder die Redende abschweift (a l l e schweifen irgendwann ab!) oder sich mit einer Detailfrage aus dem Publikum beschäftigt.
- Nehmen Sie sich vor, einen Vortrag auf eine Seite zu bringen. Und halten Sie Seite zwei bereit …
Schwarz auf Weiß
„Ich weiß überhaupt nicht, was ich zeichnen soll!“ – das ist eine der gängigsten Befürchtungen der Einsteigenden. Um die Angst vor der weißen Seite loszuwerden, hilft schon die Gestaltung des „Kopfes“ vorab (siehe Punkt 11). Und um der Eingebung auf die Sprünge zu helfen, probieren Sie noch dies:
- Text: Auch Sketchnotes zu machen bedeutet, zumeist mit Worten zu arbeiten. Text ist immer noch das schnellste und klarste Stilmittel, um Inhalte festzuhalten. Nutzen Sie Zitate oder zentrale Stellen aus dem Vortrag, schreiben Sie sie auf, heben Sie hervor und versehen Sie mit einem Symbol, einem Männchen oder einem Objekt.
- Schriftgestaltung: Hohe dünne oder kleine dicke Buchstaben, Schreibschrift und Druckschrift, Kringel oder gerade Linien… So lassen sich Überschriften und wichtige Begriffe hervorheben.
- Boxen: Wichtiges kommt in eine Box, in eine Sprechblase oder „Container“ (siehe Punkt 7). Vor allem wenn Ihre ersten Versuche noch sehr textlastig sind, helfen Rahmen und Boxen, Inhalte zu gruppieren, zu ordnen und hervorzuheben. Das gliedert die Seite optisch.
- Pfeile: Damit kennzeichnen Sie zusammengehörige Aspekte und markieren Schlussfolgerungen. Nutzen Sie auch „emotionale Linien“ für Lebendigkeit und Bezüge untereinander.
- Diagramme: Erinnern Sie sich an die Mengenleere, um inhaltliche Überschneidungen mit Kreisen festzuhalten. Oder Balken- und Liniendiagramme, um Zahlen, Fakten und Trends zu veranschaulichen.
- Schattierung: Um Ihren Notizen Dimension und Kontrast (und damit Bedeutung) zu verleihen, können Sie einzelne Formen mit grauem Filzstift schattieren oder mit Farben ausmalen.
- Strichmännchen: Eine einfache Art, Leben in Sketchnotes zu bringen. Das Schöne daran: Ein Strichmännchen zeichnen kann jede und jeder.
- Symbole: Stellen Sie sich das so ähnlich vor wie viele App-Icons auf Ihrem Smartphone – eine stark stilisierte Art, einen Gegenstand sehr reduziert darzustellen. Lassen Sie alle Details weg. Im Zweifelsfall malen Sie ein Haus vom Nikolaus und schreiben „Kino“ drauf – jeder weiß sofort, was gemeint ist.
Übrigens: Wenn Sie jetzt noch Fragen haben oder in entspannter Runde übern möchten, schauen Sie doch einfach mal bei einem meiner Workshops vorbei. Die aktuellen Termine finden Sie hier.
Interessierte aus Berlin oder Hamburg haben außerdem das Glück, an zweimonatlichen „Meetups“ von www.vizthink.de teilnehmen zu können.
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